Nach Meniskustransplantation: Meine Rettung für die beginnende Arthrose im Kniegelenk. Ich hatte meinen Innenmeniskus nach einem Sportunfall komplett verloren. Mir drohte nach drei Jahren ohne Meniskus bereits die Früharthrose. Deshalb entschied ich mich für eine Meniskustransplantation mit einem Spendermeniskus (Allograft). Dieser Artikel beschreibt die Operationstechnik und die ersten Stunden mit meinem neuen (fremden) Meniskus.
Im ersten und zweiten Teil dieser Artikelserie berichte ich über die Voraussetzungen für diese Art von Meniskusersatz und die Vorbereitungen auf die Transplantation des gespendeten Meniskus.
Meniskustransplantation die OP Technik
Die einzelnen Techniken der Meniskustransplantation variieren leicht, auch abhängig davon, ob es sich um einen Außen- oder Innenmeniskus handelt.
Der gespendete Meniskus (Allograft) trifft im Knochenblock in der Klinik ein. Konserviert liegt die Meniskusspende zur Transplantation bereit. Während der Operation trennt der Operateur vorsichtig den Meniskus mit einem Skalpell vom Knochen ab und säubert ihn von Gewebeteilen. Eine Meniskusseite markiert der Chirurg, um sicherzustellen, dass später die richtige Seite im Kniegelenk oben liegt. Anschließend bereitet der Kniechirurg das Meniskustransplantat für die Fixation vor. An der Wurzel des Vorder- und Hinterhorns und am Meniskusrand zieht der Arzt Befestigungsfäden durch das Transplantat. Die Präparation beendet der Operateur mit einer Größenkontrolle.
Die Anlage der Bohrkanäle zur Fixation des Meniskustransplantats (Allograft) erfolgt mit einem Bohrer. Sind die Löcher fertig, faltet der Operateur das Meniskustransplantat und führt es über einen kleinen Hautschnitt (ca. 2cm) an der Knievorderseite in das Kniegelenk ein. Die angebrachten Fixationsfäden, erleichtern die richtige Positionierung des Meniskustransplantats.
Die Fixation des äußeren Randbereiches des neuen Innenmeniskus erfolgt über einen Hautschnitt an der Knieinnenseite. Viel Übung und Erfahrung ist bei dieser anspruchsvollen OP Technik notwendig. Das OP Video Meniskustransplantation gibt einen Eindruck davon wieder. Sitzt der Meniskus fest und an der korrekten Stelle, verschließt der Operateur alle kleinen Hautschnitte. Die OP Methode hört sich simpel und wenig spektakulär an. Das Knie ist nach dieser Meniskustransplantation aber maximal traumatisiert. Die mit Nervengewebe durchzogene Kniegelenkkapsel wird mehrfach durchstoßen und der Knochen ist angebohrt. Die Traumatisierung des Kniegelenks schlägt sich auch in einer langen Meniskus Reha Phase von einem Jahr nieder. Manchmal kommt zu der eigentlichen Meniskustransplantation noch eine Beinachsenkorrektur dazu. Diese ist bei X- oder O-Beinen notwendig, um den gespendeten Meniskus vor allzu großer Belastung zu schützen. Diese Beinfehlstellung wird im Vorfeld der Knie OP durch eine Beinachsenvermessung ermittelt.
Dauer Allograft-OP am Meniskus
Die Meniskustransplantation mit einem Spendermeniskus dauert etwa 2 Stunden und wird arthroskopisch durchgeführt.
Nach Meniskustransplantation ist das Aufwachen ein besonderer Moment
Mir ist der Aufwachraum aus den zahlreichen Knieoperationen vertraut. Normalerweise bin ich nach einer Vollnarkose fit, wie ein „Turnschuh“. Ich „rufe“ als erstes nach Schmerzmitteln und dann nach Essen. Doch diesmal war es anders. Durch die starke Schmerzmedikation während der Meniskustransplantation war mein Blick beim Aufwachen sehr getrübt, die Beleuchtung extrem grell und alles total verschwommen. Ich trug eine Sauerstoffmaske und die ständig fließenden Schmerzmittelinfusionen „verwässerten“ meine Sprache. Mein Gehirn arbeitete nicht optimal aber es funktionierte und signalisierte nur eines: Unglaubliches Schmerzen. Diese waren für mich in einem bis zu diesem Zeitpunkt unvorstellbaren Ausmaß. Da mich kein Arzt vorgewarnt hat, war ich der festen Überzeugung, dass nach zwei Kreuzbandriss Operationen nicht mehr viel kommen kann. Das war ein Irrtum, eine Meniskustransplantation ist schlimmer. Ich bekam die starke Schmerzmedikamente (Opiate und Morphin). Diese sorgten zumindest für einen Dämmerschlaf.
Wie ich meinem Gefühl und Erfahrung nach Knie-Operationen Vertrauen schenke
Das nächste Mal wachte ich am Nachmittag in meinem Krankenzimmer auf. Ich wollte etwas trinken, bekam aber meine Augen nicht auf. Mein Gehirn war einigermaßen wach, die Koordination versagte total. Ich war in Folge der Medikamente nicht in der Lage meine Hände zu bewegen und die Augen zu öffnen. Es funktionierte trotz größter Anstrengung nicht. Der weitere Nachmittag wechselte zwischen Dämmerschlaf und dem Hilferuf nach erneuten Medikamenten. In meinen wacheren Phasen manifestierte sich in meinem Unterbewusstsein langsam ein Gedanke: Irgendetwas stimmt nicht, das ist nicht normal! Noch konnte ich nicht sagen, was es war.
Ich spürte meinen Hunger aber nicht mein operiertes Bein
Trotz diesem unguten Gefühl bekam ich Hunger. Schließlich hatte ich den ganzen Tag noch nichts gegessen. Die Schwester stellte mir eine Tablett mit einem leichten Abendessen an das Krankenbett. Ich griff zum Teller aber meine Hände versagten weiterhin die Koordination. Die Schmerzmittel wirkten, die Nebenwirkungen auch. Zum Glück half mir das Pflegepersonal und fühlte das „flüssige“ Abendessen in Trinkbecher ab. Die Suppe tat gut.
Am frühen Abend registrierte ich in meinem „Medikamentenrausch“, dass ich mein Bein knieabwärts nicht mehr richtig spürte. Mein erster Gedanke galt einem zu engen Verband, der meine Blutzufuhr beeinträchtigte.
Doch ich kannte dieses taube Gefühl aus keiner meiner vorherigen Knieoperationen. Deshalb meldete ich meine Beobachtung dem Pflegepersonal. Bald darauf kam mein Operateur vorbei, er erzählte mir, dass die Meniskustransplantation gut verlaufen sei. Ich „faselte“ immer noch benommen, etwas von einem „tauben“ Bein. Wahrscheinlich wirkte ich in meinem Zustand nicht gerade überzeugend. Er beruhigte mich und erklärte mir, dass Taubheitsgefühl wäre ein Resultat der langen Blutsperre nach der Meniskustransplantation. Logische Erklärung; mein Gefühl war ein anders.
Schmerzen nach Spendermeniskus OP
Eine Art von Gewissheit erlangte ich während der Nacht. Trotz Schwindelgefühl, Übelkeit und rasenden Kopfschmerzen stand ich mit Hilfe der Nachtschwester auf und humpelte zur Toilette. Mein gut trainiertes Kreislaufsystem und meine Übung im Umgang mit Gehstützen zahlten sich in dieser Situation aus. Zwei Infusionen, die Schmerzpumpe und die zwei Drainageflaschen im Schlepptau schaffte ich es schwankend in das Badzimmer. Ich durfte das operierte Bein nicht belasten. Als ich vor dem Waschbecken, das operierte Bein auf dem Boden „abstellte“, spürte ich den Fußboden nicht. Wieder dieser Gedanke, dass ist extrem ungewöhnlich. Noch nie hatte eine angelegte Blutsperre ein Taubheitsgefühl im Fuß und sogar in der Fußsohle bei mir verursacht. Was war los?
Zurück im Bett sprach ich dieses Gefühl erneut gegenüber der Schwester aus. Sie beruhigte mich und verwies auf die Erklärung des Arztes. Völlig fertig von der Anstrengung und den Scherzen begann eine qualvolle Nacht. Alle zwei bis drei Stunden ließ die Wirkung der Schmerzmittel nach. Die Menge und der Mix aus den unterschiedlichen Präparaten führten bei mir zu sämtlichen Nebenwirkungen. Einmal den Beipackzettel „rauf und wieder runter“. Es war wirklich alles dabei. Endlich dämmert der Morgen. Ich greife an meine Zehen und spüre nichts.
Das Drama um mein taubes Bein geht weiter: Meniskusbehandlung mit unerwünschten Folgen (4) und Spendermenisus im Knie gerettet (5).