Eine Infektion im Kniegelenk nach einer Knieteilprothese (TEP) oder Kreuzband-OP ist eine sehr schwere Komplikation. Das Einsetzen von Kniegelenkprothesen gilt unter Ärzten sogar als infektionsgefährdeter als eine Hüftgelenksimplantation. Mit operativen Folgeeingriffen und der Gabe von Antibiotika versuchen die Ärzte, die Infektion im Kniegelenk in den Griff zu bekommen – oft ein langer Leidensweg für den Patienten.
Der Artikel fokussiert sich auf Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung einer Knieinfektion. Der Beitrag beschreibt Möglichkeiten, die der Patient selbst vornehmen kann, um sein persönliches Risiko für eine Infektion im Kniegelenk zu senken.
Ursache einer Infektion im Kniegelenk
Eine Infektion wird von Krankheitserregern oder Keimen hervorgerufen, die in eine Wunde geraten und sich von dort vermehren und ausbreiten. Diese Bakterien gelangen von außen in den Köper – etwa durch Hygieneprobleme vor, bei oder nach der Knie-OP.
Besonders gefürchtet sind Bakterien (MRSA, ESBL) in Krankenhäusern, die inzwischen gegen die meisten Antibiotika unempfindlich (resistent) sind und deshalb als äußerst schwer behandelbar gelten.
Drei Strategien gegen bakterielle Keime im Knie
Eine Infektion im Kniegelenk ist nicht ausschließlich Schicksal oder Pech. Der Patient selbst kann mit seinem Verhalten, das Risiko einer Knieinfektion minimieren. Die Maßnahmen zur Prävention einer bakteriellen Entzündung unterteilen sich in drei Phasen:
- Prävention vor der Knie-OP
- Prävention bei der Knieoperation
- Prävention nach der TEP-OP
Symptome einer bakteriellen Infektion im Knie sowie Behandlungsmöglichkeiten nach einer Infektion im Knie.
Vor TEP-OP eine Infektion vermeiden
Präventionsmaßnahmen und ein richtiges Verhalten vor der Knieoperation sind einfache Mittel, sein persönliches Infektionsrisiko zu senken.
Tipp 1: Zahnarztbesuch einplanen
Der Mundbereich ist ein Paradies für sinnvolle und weniger notwendige Bakterien. Faule Zähne, eitriges Zahnfleisch oder Karies ermöglichen den Bakterien einen direkten Zugang zum Blutkreislauf und damit auch zum Kniegelenk.
Tipp 2: MRSA-Test als Nasenabstrich machen
Ein Nasenabstrich zur Testung auf MRSA-Erreger ist schnell durchgeführt. Die Kosten liegen als Selbstzahler unter 40 Euro und bei Risikopatienten übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Auslagen. Wichtig ist für den Patienten, dass der Test etwa zwei Wochen vor dem Eingriff am Knie durchgeführt wird. Nur dann ist gewährleistet, dass noch ausreichend Zeit für eine Sanierung von multiresistenten Keimen bleibt.
Tipp 3: Richtiges Rasieren der Haut verhindert Krankenhauskeim
Alle Patienten, die nicht regelmäßig ihre Beine rasieren, sollten dies auf keinen Fall als Vorbereitung auf die Knie-OP selbst tun. Die Erstrasur hinterlässt kleine und kaum sichtbare Hautirritationen. In diesen winzigen Hautrissen lagern sich die Keime ab. Ist eine Rasur notwendig, geschieht das kurz vor der Operation, außerhalb des Operationssaals mittels spezieller Haarschneidegeräte. Ansonsten erhöht sich das Risiko für eine Infektion im Kniegelenk drastisch. Kleine Hautschnitte, Verletzungen, Risse oder auch Pickel im Bereich der Operationsfläche verhindern die bevorstehende Knieoperation. Die Knie-OP wird hoffentlich abgesagt!
Tipp 4: Unmittelbar vor der Knie-TEP für Hygiene sorgen
Duschen am Tag der Knieoperation und anschließend frische Wäsche anziehen. Wer kurz vor der TEP-OP noch einmal die Toilette aufsucht, sollte anschließend seine Hände desinfizieren – nicht nur waschen.
Tipp 5: Keine Kosmetika auftragen
Kein Nagellack, Make-up, Haarspray, Gel, Hautcremes, Bodylotion oder anderweitige Kosmetika vor der Knieoperation verwenden.
Tipp 6: Sämtlichen Schmuck ablegen
Schmuck und Kontaktlinsen haben im Operationssaal nichts zu suchen. Am besten den kompletten Schmuck zuhause lassen.
Tipp 7: Schneiden von Finger- und Fußnägel
Unter langen Finger- oder Fußnägel nisten sich Keime ein. Das Kürzen der Nägel verhindert das übermäßige Wachstum der Bakterien. Doch Vorsicht beim Schneiden, kleine Einschnitte erhöhen das Infektionsrisiko wieder Deshalb die Maniküre frühzeitig vor der Knie-OP durchführen.
Tipp 8: Nur gesund operieren lassen
Bei Anzeichen eines grippalen Infektes keine Knie-OP vornehmen.
Tipp 9: Unter Umständen antiseptisches Mundwasser benutzen
Wenige Tage vor der TEP-OP den Mund mit antiseptischem Mundwasser ausspülen. Einige diese Mundwasser sind hochkonzentriert und nicht für den dauerhaften Einsatz geplant.
Tipp 10: Sparsam antiseptisches Duschgel und Shampoo verwenden
Ein Haar-oder Haut Antiseptikum reduziert die Besiedelung von bakteriellen Keimen auf der Haut oder Haaren. Die Mittel dürfen insgesamt nur fünf Tage vor der Knie-OP angewendet werden und auf keinen Fall danach. Es besteht immer das Risiko von Allergien und Wechselwirkungen (Packungsbeilage beachten!) Das Mittel unbedingt vorab an einer „unbedenklichen“ Hautstelle testen.Hier gilt es, Notwendigkeit und Risiko abzuwägen.
Tipp 11: Antibiotika Resistenzen vermeiden
Wer viel Fleisch aus Massentierhaltungen isst oder bereits bei der „kleinsten“ Erkältung zu Antibiotika greift, fördert das persönliche Risiko gegen Antibiotika resistent zu werden. Im Ernstfall wirken die Antibiotika unter Umständen bei einer Knieinfektion nicht mehr.
Tipp 12: Rauchen einstellen
Raucher haben genauso wie Diabetiker, Rheumatiker und ältere Patienten eine verzögerte Wundheilung. Offene Wundflächen bieten eine gute Angriffsfläche für resistente Keime und Bakterien. Das Rauchen ausschließlich am Operationstag einzustellen, reicht nicht aus! Mindestens vier bis sechs Wochen vorher. Nichtraucher haben zudem ein geringeres Thromboserisiko. Bei Diabetiker ist eine optimale Blutwerteinstellung notwendig.
Während der TEP-OP eine Infektion im Kniegelenk vermeiden
Maßnahmen zur Prävention einer Kniegelenksinfektion während der Knieoperation durch den Patienten sind indirekt möglich.
Tipp 13: Operationszeit zählt bei Knie-TEP Operationen
Eine lange Operationszeit ist mit einem erhöhten Risiko für eine Infektion verbunden [1]. Das Risiko einer Infektion im Kniegelenk erhöht sich mit jeder Minute. Erfahrende Kniechirurgen sind effizienter und benötigen weniger Operationszeit – folglich sinkt das Infektionsrisiko im Knie.
Tipp 14: Jeder Anwesende im OP-Saal
Ein ständiges Kommen und Gehen im OP-Saal erhöht ebenso das Risiko einer Infektion im Kniegelenk.
Tipp 15: Vorbeugende Behandlung mit Antibiotika
Die vorbeugende Gabe von Antibiotika (während der Knie-TEP) lässt das Risiko einer Knieinfektion sinken.
Tipp 16: Qualitätsberichte und Hygienerichtlinien studieren
Transparenz führt direkt zu verbesserter Krankenhaushygiene. Kliniken und Krankenhäuser müssen über Infektionsfälle Auskunft geben. Patienten sollten sich online über Hygienevorgaben der Kliniken, die Zahl der Infektionsfälle und über den Verbrauch von Desinfektionsmitteln informieren.
Nach der Knie-TEP Operation Infektionen vermeiden
Nach dem Einsatz eines künstlichen Kniegelenks sollte keine Entzündung an der Wunde auftreten – ganz zu vermeiden sind Wundinfektionen nicht. Am Ende des stationären Aufenthaltes dokumentieren die Kliniken, alle Patienten bei denen erstmalig eine Knieprothese eingesetzt und Entzündungen im Bereich des Kniegelenkersatzes auftreten. Geschieht das häufiger als in 2 % der Fälle, gilt die Klinik als auffällig.
Tipp 17: Händedesinfektion beachten
Die hygienische Händedesinfektion bei Ärzten, Pflegepersonal, Besucher und bei dem Patienten selbst beachten. Vor allem in kritischen Situationen bei Verbands-, Drainagen- oder Katheterwechsel (Urin) muss das Personal Handschuhe anziehen und trotzdem vorher die Hände desinfizieren.
Tipp 18: Finger weg vom Infektionsbereich
Beim Verbandwechsel oder der Wundversorgung gilt der Grundsatz: „Finger weg von jeder Wunde!“ Die Hände des Krankenhauspersonals spielen bei der Entstehung einer Wundinfektion eine bedeutende Rolle. Das Personal trägt beim Verbandswechsel keimarme Handschuhe und desinfiziert vor und nach dem Wechsel der Verbände die Hände.
Tipp 18: Kniepunktionen als Infektionsrisiko
Sollte im Zuge eines ausgeprägten Ergusses im Kniegelenk eine Punktion notwendig sein, gilt es auch hier sämtliche Hygienestandards einzuhalten.
Tipp 19: Gesunde Ernährung immer eine gute Idee
Eine gesunde Ernährung stärkt die Abwehrkräfte und fördert die Wundheilung vor, während und nach der Knieoperation.
Tipp 20: Infektion im Kniegelenk ist ein Notfall
Jeder in ein Kniegelenk eingedrungene Erreger kann lokale Infektionen im Knie auslösen. Jedoch werden Gelenkinfektionen hauptsächlich von einigen Spezies der Kokken (beispielsweise Staphylococcus aureus), hervorgerufen [2,3]. Die verschiedenen Keime unterscheiden sich in ihrer Aggressivität – einige schädigen den hyalinen Knorpel schon nach 24–48 Stunden.
Treten trotz aller Präventionsmaßnahmen Symptome einer Infektion im Kniegelenk auf, lautet die Devise: „Nicht zögern und schnell handeln!“
Quelle:
[1] Tabori E (2010) Nicht Mangel an Vorschriften, sondern Mangel an Disziplin gefährdet Patienten. Chirurgenmagazin 44(8):44-46
[2] Ateschrang A, Albrecht D, Schroeter S et al (2011) Current conceptsreview:septic arthritis of the knee pathophysiology, diagnostics, and therapy. Wien KlinWochenschr 123:191–197
[3] Darley ES, Macgowan AP (2004) Antibiotic treatment of gram-positive bone and joint infections. J Antimicrob Chemother 53:928–935