Funktionelles Training nach VKB-Plastik

By Katrin Glunk

Februar 23, 2014


In der Reha bei einer VKB-Plastik gibt es unzählige Übungen, Varianten und Trainingsmethoden für das verletzte Kniegelenk. Das Ziel die „Funktion“ der verletzten Strukturen im Knie wiederherzustellen. Das geschieht über die Verknüpfung verschiedener Methoden und Übungen: Kraft- und Kräftigungsübungen, sensomotorisches Stabilisierungstraining und Dehnübungen.

Funktionale Widerherstellung nach einer VKB-Plastik

In der Regel ist der Kreuzbandriss Rehabilitationserfolg für die meisten Menschen ganz einfach definiert:

  1. Es gilt, mehr Gewicht an der Trainingsmaschine oder in der gewählten Übung zu bewältigen und die Anzahl der Übungswiederholungen kontinuierlich auszubauen.
  2. Gleichzeitig wird eine Reduktion der Knieschmerzen sowohl während der Übungsausführungen als auch hinterher angestrebt. Beschwerdefreiheit!
  3. Außerdem soll eine Steigerung der Komplexität in den verschiedenen Übungen stattfinden und problemlos zu bewältigen sein. Alltagstauglichkeit!
nach VKB-Plastik - Lunges Reha
VKB-Plastik – Statischer Ausfallschritt in der Kreuzband Reha | Foto: knie-marathon.de

Während eines Rehabilitationsprozesses müssen die Übungsregeln verändert sein – hier sind Isolationsübungen wichtig und sinnvoll. Das Ziel, die Kraft und/oder Leistungsfähigkeit im Alltag wiederherzustellen.

Die Kreuzbandriss Reha bereitet in ihrer Zielsetzung nicht auf das aktive Ausüben verschiedener Sportarten vor. Beispielsweise sind viele Reha-Übungen am Gerät eindimensionale Bewegungen im Sitzen. Damit reicht die funktionale Herstellung des Kniegelenks nicht für einen sicheren Übergang zum Sport aus. Es ist ein notwendige aber keine hinreichende Voraussetzung.

Unser Körper ist ein Wunderwerk der Natur – er passt sich in kürzester Zeit an gegebene Belastungen an. Dieses Phänomen erlebt jeder Kreuzbandriss Patient mit dem rasanten Muskelabbau im operierten Bein – weniger offensichtlich, ist für den Betroffenen aber die Leistungsabnahme der neuronalen Schaltzentrale. Die Reaktionszeit ist nach einem Kreuzbandriss OP verzögert – doch Millisekunden machen im Ernstfall den Unterschied.

Kreuzbandverletzung erlebte Monotonie

Das Gehirn ist eine Schaltzentrale, das ebenfalls auf Training anspricht. Es reagiert bei Schonung mit einer Anpassung und reduzierter Aufnahmefähigkeit und Weiterverarbeitung von Informationen. Das „monotone sportliche Leben“ nach einer Kreuzbandverletzung führt zum Abbau der ausgeprägten und trainierten Schaltzentrale. Das Gehirn „baut ab“ – Der Spruch: „wer rastet, der roste“ oder „use it or loose it“ gilt nicht nur für Gelenke und Muskeln, sondern auch für unser Gehirn.

Damit hat sich unser gesamter Organismus an den Trainingsreiz in der Reha angepasst. Jetzt gilt es für den aktiven Sport, beides wieder intensiv zu trainieren.

Intensives Krafttraining als Basis nach der vorderen Kreuzbandplastik

Im Anschluss an das Ausheilen von Gewebestrukturen sind zunehmend komplexere Übungen möglich, mit denen die Kraft gezielt aufgebaut wird. Das Kniegelenk gewinnt an Stabilität und wird damit weniger verletzungsanfällig.

Komplexes Training nach einer Kreuzbandriss Reha ist funktionell sinnvoll, bedarf aber einer guten Basis. Im aktiven Sport, aber gerade im Fußball spielt die Kraft als motorische Grundeigenschaft eine wichtige Rolle. Eben diese in all ihren Aspekten wird noch oft vernachlässigt.

Das Krafttraining muss also ein wichtiger Teil des Trainings sein – Kraft aber auch Koordination macht eben schnell!

Die Theorie des Krafttrainings unterteilt die Kraftfähigkeiten in Maximalkraft, Schnellkraft und Kraftausdauer. Bei dieser aus der Trainingspraxis hervorgegangenen Unterscheidung sind die genannten Subkategorien nicht auf einer Ebene einzuordnen. Die Maximalkraft bildet die Basis für Schnell- und Kraftausdauer. Damit ist ein Maximalkrafttraining unerlässlich für Spielsportarten und eine notwendige Voraussetzung für die Rückkehr zur Spielpraxis.

Aber auch im Sportalltag auftretende Belastungen und Beanspruchungen der Gewebe- und Muskelstrukturen müssen berücksichtigt werden. Allein über Stabilisierungsübungen in Kombination mit klassischem Maschinentraining ist das nur schwer zu erreichen. Die Basis eines belastbaren Körpers sind funktionelle und alltagsnahe Übungseinheiten.

Funktionell trainieren nach der Kreuzbandriss Reha

Nach VKB-Plastik - Funktionelles Training
VKB-Plastik – Dynamischer Ausfallschritt im funktionellen Training | Foto: knie-marathon.de

Die Fotos demonstrieren typische Ablaufmuster beim Ballfangen aus der Bewegung heraus. Die Grundbewegung entspricht dem Ausfallschritt aus der Reha – nur das sich im Ballspiel der Oberkörper mit bewegt und ggf. Ausgleichsbewegungen vornimmt. Dadurch bekommt der Ausfallschritt (Lunge) aber eine ganz andere Dynamik – die Übungen kombinieren auf verschiedenen Untergrund und mit Balleinsatz.

Funktionelles Training (Functional Training) besticht durch sein dynamischen Trainingsablauf und schließt alle Muskeln einschließlich Gehirn ein. Es dient der Optimierung von Leistungsfähigkeit in den Bereichen Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit. Es geht vor allem auch, um Aufmerksamkeit, Genauigkeit, Treffsicherheit, Balance und Timing.

Funktionelles Training ist komplex

Komplexes Training bedeutet einfach, dass es nicht darauf ankommt, mehr Gewicht zu bewältigen. Es geht darum, die Übung komplexer zu machen, wenn die Standardausführung in sauberer Form eingeübt ist. Doch das Ziel ist nicht, irgendwann die Übung auf einem Gymnastikball auszuführen. Es geht darum, alltagsnahe und damit sportartspezifische Übungen zu trainieren, um für die Ausnamesituation bereit zu sein. Stichwort: Dreidimensionale komplexe Bewegungen im Raum.

Funktionelles Training ist alltagsnah

Alltagsnah bedeutet, sich auf festem, halbfesten, sandigen oder steinigem Untergrund zu bewegen. Nicht auf einer Schaumstoffmatte oder einem Wackelbrett. Das ist nicht die Realität im Sport.

Alltagsnah bedeutet aber auch, die Trainingsumgebung zu variieren. Das Training in der Halle, im Wasser, auf dem Rasen, am Berg und im Gelände durchzuführen – das gilt ebenfalls für die Trainingsschuhe. Alltagsnah trainieren bezieht bewusst, die verschiedenen Trainingsumwelten mit ein: Stichwort: Regen, Schnee und Sonnenschein.

Nach VKB-Plastik Prävention

Vor dem aktiven Ausüben einer Sportart, die komplexen Bewegungen im natürlichen Sportumfeld wieder einüben. D.h., sportartspezifische Standardsituation trainieren bis zum „Umfallen“. Zugegeben es ist hart, all das isoliert zu trainieren, was die Mitspieler schon lange können – härter aber ist, der nächste Kreuzbandriss!

Der Artikel „Nach Kreuzbandriss wieder Sport – Präventionstraining“ enthält Kreuzband spezifische Trainingsstrategien als Vorbereitung zum aktiven Sport. Das Trainingsvideo zeigt einige Knie Übungen im natürlichen Umfeld – Sand. Natürlich auch in der Halle durchführbar. Der Beitrag Sprungkraft trainieren gibt wichtige Hinweise zum Einstieg in das Sprungkrafttraining nach Knieverletzungen.

Über die Autorin

Dipl. Psychologin Katrin Glunk | Personal Coach, Fitness- und Reha-Trainerin.

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