Entzündete Gelenkinnenhaut im Knie: Die Synovisitis

By Katrin Glunk

August 25, 2015


Die ersten typischen Symptome einer entzündeten Gelenksinnhaut sind Schwellungen, Schmerzen, Überwärmung sowie eine leichte Bewegungseinschränkung oder Steifheit des Knies. Unbehandelt wuchert und verdickt die Gelenksinnenhaut im Knie zunehmend. Das Endstadium einer entzündeten Gelenksinnenhaut kennzeichnet ein großflächiger Knorpelschaden – der Kollaps für das Kniegelenk.

Die Gelenkinnenhautentzündung im Kniegelenk tritt häufig als Begleitreaktion auf:

  • Freien Gelenkkörper
  • Gelenkblockaden im Knie
  • Kniegelenksinfekte
  • Lange Immobilisation (Schrumpfung der Gelenkkapsel)
  • Abrieb-Synovitis bei Knieendoprothesen (TEP)
  • Nach Knieoperationen
  • Unfall oder Traumata.

Ebenso, kann eine Gelenksinnhautentzündung die Folge einer rheumatischen Erkrankung (chronische Polyarthritis, rheumatoide Arthritis) sein.

Weshalb eine gesunde Gelenkkapsel im Knie so wichtig ist

Die Funktion einer gesunden Kniegelenkskapsel ist essentiell für das Verständnis der Erkrankung, die Behandlung und deren Therapiemöglichkeiten. Denn die Gelenkkapsel bildet eine Art Schlauch um das gesamte Kniegelenk – die Versorgungsstation für das Kniegelenk.

Aufbau der Kniegelenkskapsel

Die Gelenkkapsel besteht aus zwei Schichten:

  1. Eine äußere derbe Faserschicht (Membrana fibrosa),
  2. Eine Innenschicht (Membrana synovialis).

Außenschicht der Kniegelenkkapsel – Membrana fibrosa

Die Membrana fibrosa besteht aus kollagenem Bindegewebe. Im Bereich der Gelenkränder geht die Außenhaut in die Knochenhaut (Periost) über. Im Kniegelenk ist die Membrana fibrosa außerdem noch mit dem Innenmeniskus verwachsen. Die Außenhaut bildet den Abschluss mit zur Gelenkinnenseite auslaufenden Mikrozotten, die die Oberfläche vergrößern. Die äußere Kniegelenkkapsel ist über Blutgefäße, die bis in die Zotten hineinreichen, gut durchblutet.

Innenschicht der Kniegelenkkapsel – Membrana synovialis

Die Membrana synovialis besteht aus lockerem Bindegewebe, sie bildet die Gelenkinnenhaut (Synovialis). Die Innenhaut ist mit gefäßreichen Falten (Plicae synoviales) durchzogen. Die Falten enthalten Fettzellen, Nervenzellen und kleine Blutgefäße, auch sie bewirken eine Oberflächenvergrößerung.

Die wichtige Funktion der Membrana synovialis besteht in der Produktion und Absorption der Synovialflüssigkeit  – Nahrung und Gelenkschmiere für das Knie.

Ursachen für eine entzündete Kniekapsel

Eine Kapselschwellung im Kniegelenk ist zunächst ein unspezifisches Symptom, das lediglich für einen Reizzustand innerhalb des Knies spricht. Es kommen einen Reihe von Ursachen für die Entzündung der Kapsel in Frage, die abgeklärt gehören:

  • Posttraumatische Ursachen (Unfälle, Knieoperationen)
  • Entzündliche und degenerative Erkrankungen.

Eine Entzündung der Synovialhaut ist immer Voraussetzung für eine Kapselschwellung. Bei der sogenannten Synovitis (auch Synovialitis) handelt es sich um eine mehr oder weniger schmerzhafte Entzündung der Membrana synovialis, der inneren Schicht der Kniegelenkkapsel.

Ohne Gelenkschmiere im Knie droht der Hungertot

Die Flächen (Bänder, Knorpel, Menisken u.a.) des inneren Kniegelenks sind mit einer klaren, zähen und leicht gelblichen Gelenksflüssigkeit oder Gelenksschmiere (Synovia) überzogen.

Die Flüssigkeit im Kniegelenk erfüllt vier wichtige Aufgaben:

Entzündete Gelenkinnenhaut im Knie
Entzündete Gelenkinnenhaut im Knie | Foto: knie-marathon.de
  1. Die Gelenkflüssigkeit bildet einen Schmierfilm zwischen den korrespondierenden Knorpelflächen und ermöglicht damit eine nahezu reibungslose Bewegung.
  2. Die Gelenkschmiere versorgt den Knorpel mit Nährstoffen und Sauerstoff und transportiert die Stoffwechselendprodukte wieder ab.
  3. Die Gelenkschmiere puffert auch Erschütterungen im Kniegelenk ab.
  4. Die Gelenkflüssigkeit enthält wichtige Rezeptoren (Fühler) für die Gelenkstellung.

Die Neubildung der Gelenkflüssigkeit findet in einem gesunden Knie ständig statt. Allerdings wird nach einer Knie-Arthroskopie (ASK) die komplette Gelenksflüssigkeit im Rahmen der Operation ausgespült. Deshalb ist im Anschluss von Knieoperation eine ausreichend (gelenkschonende) Bewegung äußerst wichtig, um die Neuproduktion der Gelenkschmiere zu fördern

Hyaluron ist natürlicher Bestandteil der Gelenkschmiere

Laut Knieexperten können Patienten diesen Aufbauprozess unterstützen, indem sie zusätzlich Hyaluronsäure in das Kniegelenk spritzen. Die Hyaluronsäure-Injektionen schmieren damit das Kniegelenk von innen. An einer zwingenden Notwendigkeit von Hyaluronsäure-Spritzen, darf in Anbetracht der hohen Kosten (kassenärztliche Privatleistung),  gezweifelt werden, denn die Produktion funktioniert auch auf natürlichem Wege – eben etwas langsamer, etwa 3 bis 4 Wochen.

Nur Bewegung hilft dem Knorpel

Die Ernährung (Versorgung) der hyalinen Knorpelschicht im Knie findet nicht über Blut- oder Nervengefäße statt, sondern durch Diffusion – Konzentrationsausgleich aus der Synovialflüssigkeit.

Damit müssen sämtliche Nährstoffe für die Knorpelzellen zuerst eine Reihe von Barrieren passieren, bevor sie dem Knorpel zur Verfügung stehen. Dieser „Durchwalkeffekt“ zum Passieren der Barriere-Schranken geschieht ausschließlich durch Gelenkbewegung.

Ganz leise und allmählich „verhungert“ die Knorpelschicht ohne Kniebewegung und -belastung. Infolgedessen verliert der feste hyaline Kniegelenkknorpel seine biomechanische Resistenz – der Knorpel im Knie wird weicher. Der Erweichung des Knorpels (Chondromalazie Grad 1 bis 4) folgt eine oberflächliche Rissbildung, tiefe Rissbildung und schließlich der komplette Knorpeldefekt (Kniearthrose). Deshalb ist bei einer beginnenden Arthrose im Knie, die gelenkschonende Bewegung so wichtig – denn diese ersten Knorpelrisse sind weder im MRT, noch im Röntgenbild darstellbar.

Kapselschwellung mehr als eine entzündete Hülle

Die Kniegelenkkapsel hat noch eine weitere sehr wichtige Funktion. Die Kapsel im Knie ist auch an der Bewegungssteuerung und -kontrolle mitbeteiligt. Denn zwischen den Schichten liegen wichtige Rezeptoren, die Mechanorezeptoren:

  • Ruffini-Körperchen(langsam adaptierende Dehnungsrezeptoren),
  • Vater-Pacini-Körperchen (Vibrationsempfindungen)
  • Golgi-Apparat (Tiefensensibilität)
  • Zahlreiche Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren).

Alle Rezeptoren (Sensoren) im Bereich der Kniegelenkskapsel haben spezielle Aufgaben. Sie unterstützen das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) bei der Wahrnehmung und Rückmeldung von Kniebewegungen, Gelenkstellung und  Kniestabilität.

Sowohl langwierige Entzündungen im Kniegelenk, als auch Knieoperationen zerstören Teile dieser Rezeptoren – die Folge eine gestörte Sensomotorik (Sensorik + Motorik).

Entzündete Gelenkinnenhaut und Behandlung

Ziel der Therapie oder Behandlung ist die Entzündung der Gelenkinnenhaut zum Abklingen zu bringen. In Abhängigkeit der Ursache, Stadium und Ergussdiagnostik stehen dem Knieexperten unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Konservativ: Entzündungshemmende Medikamente (NSAR) und Spritzen gegen Schmerzen im Knie.
  • Operativ: Synovektomie: (Teil-)Entfernung der entzündeten Gelenkinnenhaut.

Weitere Stichworte sind die verschiedenen Stadien der Synovisitis im Rahmen der Ergussdiagnostik (Kniepunktat) und deren Aussicht auf Heilung im Rahmen eines invasiven Eingriffes:

  • Resektion einer Plica synovialis (Plicasyndrom),
  • Resektion oder Entfernung Hoffa-Fettkörper,
  • Radiosynoviorthese (RSO),
  • Partielle-oder totale Synovektomie der entzündeten Gelenkinnenhaut, sowie elektrothermische Durchtrennung von Synovialis und Kapselgewebe.
Über die Autorin

Dipl. Psychologin Katrin Glunk | Personal Coach, Fitness- und Reha-Trainerin.

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