Arthrofibrose im Knie – Immer wieder Vernarbungen im Kniegelenk

By Katrin Glunk

Juli 23, 2013


Arthrofibrose im Knie (Teil 2) – Erfahrungen und Therapie für das vernarbte Kniegelenk. Unter Arthrofibrose verstehen Mediziner die überschüssige Bildung von Bindegewebe im Kniegelenk. Die Behandlung von Arthrofibrose wird mit zunehmender Anzahl von Knieoperationen und Therapiedauer schwieriger. Bei mir wurde das das Narbengewebe  fünf Mal operativ entfernt. Die Verklebungen kommen immer wieder – Ein Teufelskreis!

Der erste Teil dieser Artikelserie stellt die unterschiedlichen Formen und Faktoren der Arthrofibrose im Knie vor. Dieser zweite Teil beschreibt meine persönlichen Erfahrungen und die einzelnen Therapieversuche.

Rätsel der Arthrofibrose im Knie

Im Körper steuert das autonome Nervensystem die Wundheilung. Die dafür verantwortlichen Zellen sind unmittelbar nach der Knieoperation sehr aktiv. Hält dieser Prozess über einen zu langen Zeitraum an, verdrängen die Zellen das gesunde Gewebe und wuchern immer weiter. Das Resultat sind überschießende Narbenbildung im operierten Kniegelenk. Bei mir äußert sich diese Problematik mit einer „blockierten“ Kniescheibe, Einklemmungssymptomen und ein eingeschränkte Beugefähigkeit im Knie.

Operative Arthrofibrose Therapie scheitert jedes Mal

Es gibt zwei Formen von operativen Eingriffen zur Behandlung der Arthrofibrose im Knie: Die geschlossene Narkosemobilisation und die arthroskopische Arthrolyse.

Reine Narkosemobilisation als Therapie von Arthrofibrose

Der Patient bekommt eine Voll- oder Teilnarkose. Anschließend bewegt der Operateur das Kniegelenk passiv durch. Das Knie wird operativ nicht geöffnet. Die Knie Mobilisation erfolgt ausschließlich durch das Arbeiten mit dem kurzem Hebel unter der Fixation des zweiten Gelenkpartners. Durch „gefühlvollen“ Bewegungen des Kniegelenks in seinen Achsen kommt es zum fühl- und hörbaren Zerreißen von Kapselanteilen und Verklebungen im Knie.

Für meine Knieprobleme ist die geschlossene Narkosemobilisation nicht sinnvoll, da sie das überflüssige und störende Narbengewebe, um die Kniescheibe (Patella) belässt und zudem die Gefahr einer Quadrizeps– oder Patellasehnenruptur besteht. Kein Kniechirurg sieht von außen, welche Strukturen tatsächlich „vernarbt“ oder mit anderen Teilen im Knie „verklebt“ sind. Diese Knie Mobilisation in Narkose kann unter Umständen mehr Schaden anrichten, als für die Arthrofibrose hilfreich sein.

Arthrolyse zur Entfernung der Arthrofibrose im Knie

Auch bei der arthroskopischen Narbenlösung (Debridement) kommt es zu einer „gewaltsamen“ Mobilisierung des bewegungsgestörten Kniegelenks. Mit dem Unterschied, dass vorher die störenden Vernarbungen operativ gelöst und entfernt wurden. Diese OP-Methode hat den Vorteil, dass der Prozess der Mobilisation gesteuert ist und nachkorrigiert werden kann.

Ich habe zwei Operationsvideo auf meinen Youtube Kanal „Knieschmerzen24 – Knie Marathon“ eingestellt. Das erste Video zeigt die Entfernung der Arthrofibrose in Form von einzelnen Narbensträngen (Bridenresektion). Das zweite OP Video zeigt die Komplikation Arthrofibrose nach einer Kreuzbandplastik (Zyklopssyndrom).

Standard Arthrofibrose Nachbehandlung zeigt keine Wirkung

Arthrofibrose im Knie nach Kreuzbandriss OP
Arthrofibrose im Knie nach Kreuzbandriss OP | Foto: knie-marathon.de

Die Nachbehandlung hat das Ziel haben, den durch die operative Mobilisation erreichten neuen Bewegungsumfang zu stabilisieren.

Die standardisierte Nachbehandlung nach arthroskopischen Narbenlösung beinhaltet:

Eine schnelle Mobilisation des Kniegelenks durch intensive physiotherapeutische Maßnahmen. Sowie eine positive Erwartungshaltung in Kombination mit entzündungshemmenden Medikamenten. Doch diese Elemente bringen bei mir nur kurzfristigen Erfolg.

Bei der gängigen „Continuous Passiv Motion“  oder (CPM)-Behandlung wird das operierte Kniegelenk nach der Operation mit einer Bewegungsschiene passiv durch bewegt. Meine volle Bewegungsfunktion kommt zurück. Alles sieht nach Therapieerfolg aus bis zum Ende der sechsten Woche nach der Knie OP. Dann schlägt die Arthrofibrose im Knie wieder zu. Die vorher gute Mobilität der Kniescheibe verschlechtert sich zunehmend bis sie schließlich „blockiert“. Manchmal weniger schlimm als vorher, manchmal schlimmer.

Anzeichen oder Arthrofibrose Symptome zeigen sich bei mir im Vorfeld keine. Die OP Nachbehandlung ist in den ersten Wochen völlig komplikationslos. Ich habe weder eine unzureichende Beweglichkeit (Beugung oder Streckung) noch Schmerzen bei der Physiotherapie oder auf der Bewegungsschiene. Meine Kniescheibe ist nach allen Seiten problemlos mobilisierbar und der Muskelaufbau macht Fortschritte. Mein Therapieverlauf erscheint für alle Beteiligten normal und gewöhnlich. Dann nach sechs Wochen die niederschmetternde Erkenntnis, die Knieoperation war umsonst. Das Problem Arthrofibrose im Knie ist wieder da!

Drei Monaten später erreichen die nun schmerzhaften Bewegungseinschränkungen mit der Einklemmungssymptomatik ihren Höhepunkt. Die Bewegung lässt sich durch therapeutischen Variationen nicht mehr verbessern; im Gegenteil es erweisen sich alle Maßnahmen bei mir als therapieresistent.

Im Prinzip ist es bei mir in der Nachbehandlung völlig egal, ob ich das Kniegelenk viel oder weniger bewege, es lange immobil ist oder gleich aktiviert wird. Auch bildet sich Narbengewebe unabhängig von der Art der Knieoperation (Meniskus, Kreuzband, Arthrolyse). Es hilft weder Lymphdrainage noch intensive Physiotherapie (mit Querfriktionen). Keine Osteopathie, keine Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten, Kortisonspritzen oder Hyaluronsäure. Die Arthrofibrose im Knie ist und bleibt.

Nach vier bis sechs Monaten das vorläufige Ende der therapeutischen Bemühungen und eine erneute Kniearthroskopie. Anschließend geht der nächste Therapieversuch wieder von vorne los. Ein Teufelskreis, wenn ich Glück oder Pech habe, bessert sich die Symptomatik an der bekannten Stelle, um an anderer Stelle erneut aufzutreten. Ein Automatismus! Die Arthrofibrose im Knie macht was sie will.

Bei mir führt die Arthrofibrose hauptsächlich zur Verklebung der Gelenkkapselabschnitte direkt über und unter der Kniescheibe geführt, was die Gleitfähigkeit der Patella eingeschränkt und den Knorpel belastet. Die Beugung des Knies habe ich durch mein tägliches Training und Dehnen im Griff. Das stört mich nicht.

Verdickte und vernarbte Hoffa´sche Fettkörper

Was ein Problem darstellt, ist die Schrumpfung und die narbige Umwandlung des Hoffa´schen Fettkörpers, also den Fettmassen, die sich hinter dem Kniescheibenband befinden. Die Kniescheibe verlagert sich bei mir etwas nach unten. Hierdurch entsteht ein schlechtes Verhältnis des Andrucks der Patella an die Oberschenkelrolle. Die Kniescheibe „läuft“ viel schwerfälliger als am gesunden Knie; die Patella „hackt“ und „knackt“ an bestimmten Stellen. Die Reibung führt zu einer dauerhaften Entzündung und einem ständigen Erguss im Knie. Als Folge der schlechten Gleitfähigkeit, fürchte ich eine Knorpelerweichung unter der Kniescheibe und dessen Zerstörung.

Hoffnung auf Heilung stirbt zuletzt

Das Risiko von Arthrofibrose im Knie steigt mit jeder zusätzlichen Knieoperation. Deshalb zögere ich im Moment die unbefriedigende Situation erneut anzugehen. Schließlich besteht die Gefahr, dass die bei mir lokal Arthrofibrose  in eine generalisierte Form umschlägt. Meine Hoffnungen liegen auf den neuen Therapiemöglichkeiten, die im Prinzip die jetzigen Behandlungsansätze in weiten Teilen revidieren. Eventuell eine Chance für alle Betroffenen, gespannt blicke ich auf die neuen Studienergebnisse.

Mehr im dritten Teil „Arthrofibrose Therapie – Hoffnung für das steife Knie„.

Über die Autorin

Dipl. Psychologin Katrin Glunk | Personal Coach, Fitness- und Reha-Trainerin.

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